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Die 48 Stunden auf der Fähre wollen nicht rumgehen, auf dem Schiff gibt es keinerlei Freizeitaktivitäten, also nur Lesen, Kartenspielen, Kaffeetrinken, blöd daher gucken und dumm rumschwafeln. Endlich kommt dann der Hafen von Livorno in Sicht. (Wir haben Livorno als Hafen für die Rückfahrt ausgewählt, weil die Fähre dort am Nachmittag ankommt und nicht wie die Fähre nach Genua, die mitten in der Nacht einläuft) Es dauert schon noch eine ganze Weile, bis wir an all den riesigen Kreuzfahrern vorbei sind und endlich am Kai vertäut sind.

Und wieder heißt es warten. Die Marokkaner und Italiener dürfen direkt von Bord, wir EU-Bürger müssen in der Diskothek(das ich nicht lache) warten, nochmal nen blöden Zettel ausfüllen und auf nen Stempel warten. Dann dürfen wir endlich auch von Bord, werden tatsächlich nochmal kontrolliert. Endlich sind wir vom Schiff und aus dem Hafengelände raus. Wir machen uns auf den Weg zu unserem Hotel hoch oben in den Bergen über Livorno. Dieses Hotel ist das Einzige, was wir vor unserer Tour gebucht haben. Wir wollten auf keinen Fall riskieren, abends von Livorno noch weiterfahren zu müssen. Irgendwann finden wir dann auch das Hotel, ist echt super, wir finden auch ein Restaurant und essen endlich mal wieder Pizza, kein Tagine. Danach gibt’s in der Hotelbar noch nen Absacker. Geschlafen haben wir hervorragend, sind frühzeitig auf den Beinen, lassen uns dennoch Zeit beim Frühstück. Heute geht’s dann leider wieder Heim. Ich programmiere mein Navi für die Heimfahrt, 801 km werden es für heute sein, das Meiste wird Autobahn. Als wir vom Hof bollern, scheint noch die Sonne, vor Milano müssen wir jedoch anhalten und in unsere Regenkombis steigen. In der Gegend von Milano ist das Autobahnfahren für Biker anstrengend. Alle paar Kilometer gibt es eine Mautstelle, also anhalten, Gang raus, (Regen) Handschuhe aus, Portemonnaie aus dem nassen Regenkombi, Zahlen, Schranke geht auf. Prima, aber du musst noch: Portemonnaie in den Regenkombi zurück, Mautkarte trocken verstauen, (Tankrucksack ist leider schon lange tot) Handschuhe wieder an, Gang rein und los. Wenn’s dumm läuft, das Ganze nach 5 km nochmal. Irgendwann haben wir auch diesen Abschnitt geschafft. Bei Bellinzona hört es mal kurz auf zu Regnen. Wir halten an einer großen Tanke an, machen die Spritfässer voll und unsere Mägen auch. Beim Essen sitzen wir draußen und werden die ganze Zeit von 2 Chinesinnen angestarrt wie das 8. Und 9. Weltwunder. Als wir schließlich aufstehen und gehen wollen, kommt Leben in die Beiden. Es sind wohl Mutter und Tochter. Die Tochter will unbedingt ein Selfie mit uns Beiden drauf. Die Mutter steht schon mit dem Handy bereit. Warum das Ganze? Am Rande kriege ich mit, dass Markus‘ Rasta Zöpfe wohl dermaßen besonders sind für die Chinesinnen. Das mussten sie einfach fotografieren. Markus und ich nehmen‘s gelassen, lächeln vor uns hin, lassen uns gerne fotografieren und machen die Beiden glücklich. Auf dem Parkplatz ist gerade ein Reisebus mit Rentnern aus der Heimat angekommen. Sofort werden wir natürlich von den älteren Herren angesprochen, wo wir denn herkommen - hin wollen, tolle Maschinen, und früher hätten sie auch ein Motorrad gefahren und die Dame neben ihnen wäre immer so gern mitgefahren. Irgendwann schaffen wir es dann, uns loszueisen. Selbstverständlich mit vielen guten Wünschen für die Heimreise. Und genauso selbstverständlich regnet es wieder. Um Zürich mit seinen gefühlten 50 Baustellen kommen wir in den Feierabendverkehr. Stau ohne Ende, es regnet immer noch, mein Headset knistert nur noch weil feucht geworden, meine Maschine stinkt nach heißer Kupplung und heißem Öl, kein Platz um sich durchzuschlängeln, schon gar nicht mit den Koffern. Meine Hand verkrampft sich vom Kuppeln im Stau, ich bin nass bis auf die Unterhose und schwitze wie Sau. Kurzum, scheiß Zürich. Irgendwann sind wir dann endlich an Zürich vorbei, der Verkehr normalisiert sich endlich. Am Bodensee vorbei geht’s Richtung A81. Die erste Raststätte ist unser. Wir brauchen Kaffee und was zu Essen. Danach geht es im Regen nonstop nach Hause. Irgendwann am frühen Abend sind wir dann endlich wieder daheim in Stuttgart, nass bis auf die Haut, aber die heiße Dusche wartet schon. Lange muss ich an dem Abend noch erzählen und auch in den nächsten Tagen werde ich immer wieder von meinen Freunden und Kollegen gefragt, wie es war.

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